Mäuse sind sehr revierbezogene Tiere, sie verteidigen ihr Revier/also ihr Gehege, gegen jeden Eindringling, auch gegen fremde Mäuse. Innerhalb einer Farbmausgruppe gibt es eine feste Rangordnung, mit ranghohen Tieren und Tieren, die sich unterordnen. Wird eine fremde Maus in das Revier einer bestehenden Gruppe gesetzt, wird sie von den dort lebenden Mäusen nicht einfach angenommen. Sie riecht falsch und wird deshalb bekämpft. Selbst wenn die Mäuse sich fremden gegenüber aufgeschlossen zeigen, muss die neue Maus sich unterordnen und muss sich ihren Rang innerhalb des Rudels erst erkämpfen.
Hatten Sie bisher eine einzelne Maus, ist der Partner einer Maus verstorben oder möchten Sie eine neue Mäuse in eine Gruppe integrieren? Dann sollten Sie sich unbedingt an einige Vergesellschaftungsregeln halten.
Es ist nicht ratsam, fremde Mäuse einfach zusammen zu setzen - das führt normalerweise zu schweren Rangkämpfen, zu Verletzungen und nicht selten sogar zum Tod einer Maus! Sind Farbmäuse länger als ein bis zwei Tage getrennt, erkennen sie sich mitunter selbst dann nicht wieder und müssen ebenfalls neu Vergesellschaftet werden. Gleiches gilt das für Tiere, die aus Krankheitsgründen von der Gruppe separiert wurden.
Damit die Tiere sich schneller "riechen" können, wird leider immer noch empfohlen, Duftstoffe einzusetzen. Häufig werden Parfüms empfohlen, allerdings enthalten diese für Gewöhnlich eine Menge für Farbmäuse giftige Stoffe (Alkohole), diese werden von den Farbmäusen abgeleckt und können zu Vergiftungen führen. Auch andere Duftstoffe sollten nicht eingesetzt werden, da diese wieder verfliegen und der Eigengeruch dann wieder durchkommt und für neuen Stress sorgt. Abgesehen davon bringt eine solche Parfümierung auch keinen Erfolg, die Tiere erkennen trotzdem, dass eine fremde Maus anwesend ist.
Grundsätzlich sollten Mäuse nur dann vergesellschaftet werden, um eine Einzelhaltung zu vermeiden. Mäuse fühlen sich in großen Gruppen ab vier Tieren ab wohlsten. Allerdings sollten die Tiere nicht zu häufig neu vergesellschaftet werden und gerade ältere Semester fühlen sich auch in einer ruhigen Zweierbeziehung wohl. Es ist immer ein Risiko, bestehende Gruppen zusammen zu bringen, diese können durch eine gescheiterte Vergesellschaftung durchaus auch ganz zerbrechen.
Farbmausweibchen lassen sich meist relativ gut aneinander gewöhnen. Ebenfalls harmonisch leben mehrere Weibchen mit einem Böckchen zusammen. Allerdings ist das nur dann sinnvoll, wenn der Bock kastriert ist. Auf keinen Fall sollten Sie ein gemischtgeschlechtliches Paar Mäuse dauerhaft ohne Kastration zusammen halten, denn das führt natürlich zu sehr viel Nachwuchs - siehe auch: Farbmaus Nachwuchs.
Erwachsene Böcke lassen sich nur selten aneinander gewöhnen, ohne Kastration ist das so gut wie unmöglich. Reine Bockhaltung von unkastrierten Böcken sollte von Laien eher nicht versucht werden, denn hier kann es jederzeit zu massiven Spannungen kommen. Das Kastrieren von Böcken ist eine komplizierte Operation, hier muss also ein passender Tierarzt gefunden werden - bevor die Mausböcke angeschafft werden! Es gibt Tierheime und Notaufnahmen speziell für Mäuse, diese bieten bereits kastrierte Mäuseböcke an.
Junge Tiere lassen sich leichter integrieren als alte Mäuse. Mäusekinder bis 8 Wochen können häufig ganz unkompliziert zusammen gesetzt werden.
Da Mäuse sich sehr stark am Geruch orientieren, ist es wichtig, dass sie sich in einer Umgebung kennen lernen, die nach keiner der zu vergesellschaftenden Mäuse riecht. Geben Sie keine gebrauchten Häuser und keine anderen Spielzeuge, die schon einer bestimmten Maus oder Gruppe gehörten. Die Umgebung für die Vergesellschaftung muss also möglichst Geruchsneutral sein!
Der Beginn von fast allen Vergesellschaftungsmethoden ist ein kurzers Kennenlernen auf neutralem Boden. Hierführ eignet sich ein Auslauf, die Badewanne oder auch ein Flur oder ein großer Karton. Im Auslauf sollte ein Unterschlupf vorhanden sein, in das alle Mäuse sich flüchten können. Das gemeinsame im Unterschlupf sitzen fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Dieser Unterschlupf solle aber so beschaffen sein, dass die Mäuse leicht durch rennen können - eine Weidenbrücke oder Toilettenpapierrollen eignen sich besonders gut. Häuser mit nur einem Eingang sind nicht geeignet! Einstreu kann angeboten werden. Zum Stressabbau werden Heu, Stroh und Papier angeboten. Selbstverständlich sollte Futter im Auslauf verstreut sein. Zur Flüssigkeitsversorgung werden Gurkenscheiben angeboten, Wassernäpfe können zu Problemen führen, wenn die Tiere beim gegenseitigen Jagen hindurchlaufen oder darin landen und nass werden (Erkältungsgefahr). Tränken wären sinnvoll.
Alle Mäuse werden gleichzeitig in den Auslauf gesetzt. Normalerweise werden sie sich neugierig beschnuppern und anstupsen, sie werden ein wenig rangeln und aufsteigen. So lange sich die Tiere dabei nicht beißen, sollten sie im Auslauf ruhig zusammen bleiben. Der Halter sollte das Geschehen für mehrere Stunden im Auge behalten und bei Beißereien sofort eingreifen.
Vertragen sich die Mäuse, liegen sie schon zusammen gekuschelt in einem Nest oder putzen sie sich schon intensiver gegenseitig, kann der nächste Schritt in Angriff genommen werden. Bei älteren Tieren folgt ein Tag in der Panikbox. Jungtiere, die sich sehr gut vertragen, können sofort in ihr neues Gehege ziehen.
Die Panikbox ist mitunter auch Teil der länger dauernden Vergesellschaftung von erwachsenen Tieren. Muss eine Vergesellschaftung von Jungtieren schnell gehen, eignet sich die Panikbox meist auch.
Vor der Panikbox sollte immer ein kurzes Kennenlernender Tiere in der Badewanne oder in einem leeren Becken stehen. Sind die Tiere dort extrem aggressiv und gehen sie wild aufeinander los, dann verzichten Sie bitte auf einen Vergesellschaftungsversuch. Sind die Tiere sehr friedlich und finden sie schon dort zusammen, ist die Panikbox oft gar nicht mehr nötig. Zum Einsatz kommt die Panikbox, wenn es nicht ganz sicher ist, ob die Tiere sich verstehen. Z.B. nach einer längeren Zeit mit der Trenngittermethode oder wenn es immer wieder Kabbeleien gibt. Um ganz sicher zu gehen, dass die Tiere sich vertragen, werden sie vor dem Einsetzen in ihr eigentliches Heim für einige Stunden in die Panikbox verfrachtet. Bei Jungtieren reicht es oft auch aus, sie für kurze Zeit in die Panikbox zu setzen, um zu schauen, wie sie aufeinander reagieren, wenn sie sich nicht mehr aus dem Weg gehen können (wie das bei dem neutralem Boden der Fall ist).
Bereiten Sie eine Transportbox für die Vergesellschaftung vor, diese sollte die Maße 10 x 20 cm nicht überschreiten. Streuen Sie die Box neu ein (oder verwenden Sie gebrauchte Streu von beiden Tieren) und verteilen Sie ca. einen Esslöffel Futter darin. Um den Tieren Flüssigkeit zu zuführen, legen Sie dünne Gurkenscheiben in die Panikbox.
Setzen Sie die Mäuse möglichst gleichzeitig in die Transportbox und schließen Sie den Deckel. Achten Sie aber auf Luftlöcher und ein Guckloch, durch das Sie das Treiben in der Box beobachten können! Die Tiere werden sich im Normalfall beschnuppern und evtl. auch aufsteigen, d. h. sie werden sich gegenseitig mit den Vorderpfoten anstupsen und Fieptöne von sich geben, sie werden sich auch ein wenig im Kreis jagen. Dieses ist aber völlig normal, da die Tiere sich erstmal riechen lernen müssen. Vertragen sich Ihre Tiere nach dem Reinsetzen, kabbeln sie sich nur ein wenig oder legen sie sich sogar zusammen schlafen, können sie zusammen in ihr Gehege ziehen.
Wie es weiter geht, ist hier nachzulesen: Im Gehege.
Die Trenngittermethode wird angewandt, um Mäuse, die schwer zu vergesellschaften sind, langsam aneinander zu gewöhnen. Sie ist umstritten, weil es am Gitter durchaus auch dazu kommen kann, dass sich Aggressionen richtig aufbauen.
Trennen Sie das Gehege der Tiere in der Mitte mit 2 Gittern - die Mäuse sollen sich sehen und riechen, aber nicht erreichen können. Ein stabiles Trenngitter wird folgendermaßen gebaut: Messen Sie die Innenmaße des Käfigs sorgfältig aus, bauen Sie zwei Holzrahmen die exakt hochkant ins Becken passen, tackern Sie an den einen Rahmen einen engmaschigen Vierkantdraht und nageln sie dann den anderen Rahmen dagegen, so das die Tiere sich nicht an überstehenden Gittern verletzten können. Sichern Sie den Rahmen oben am Käfiggitter, damit er nicht verrutscht. Um ganz auf Nr. Sicher zu gehen, ziehen Sie noch ein zweites Gitter ein - bauen Sie einen 1 cm dicken Zwischenrahmen und tackern Sie beidseitig Gitter an - so können die Tiere sich durch das Gitter auf keinen Fall verletzen.
Wechseln Sie täglich oder auch nur alle 2 Tage, die Tiere von einer Seite zur Anderen. So nehmen die Tiere den Geruch des Anderen gut auf. Wenn sich die Mäuse durch das Gitter angreifen wollen, das Fell stark sträuben und aggressiv wirken, lassen Sie die Tiere nicht zusammen! Es kann einige Wochen dauern, bis die Tiere sich beruhigen - meist reicht aber eine Woche Seitentausch und Trennung aus. Sind die Tiere auch nach zwei Wochen am Gitter noch immer aggressiv, dann sollten Sie auf weitere Vergesellschaftungsversuche verzichten. Verhalten sich die Mäuse neugierig, schnüffeln sie sich gegenseitig im Gesicht, versuchen sie sogar sich zu putzen, dann können Sie den nächsten Schritt wagen.
Sie können die Tiere nun kurz in die Panikbox selzen oder auf neutralem Boden zusammen bringen.
Nach der Vergesellschaftung der Tiere in der Panikbox und/oder auf neutralem Boden und nur wenn sich die Mäuschen in der Panikbox auch gut vertragen und viel kuscheln (sie sollten sich auf keinen Fall mehr kugeln, kleine Kabbeleien sind ok), sollten die Tiere in ein neues Zuhause umziehen.
Das neue Gehege wird vorab gründlich mit Essigwasser gereinigt. Es sollte auch nach Möglichkeit ein neuer Standort für das Gehege gewählt werden. In das Gehege kommen erstmal nur: Einstreu (auch die alte Einstreu aus der Panikbox und der Badewanne!), Heu, Klorollen und Sandbad.
Ein Streutausch sollte erstmal nicht vorgenommen werden. Idealerweise sind Teilreinigungen, wenn es nötig ist verschmutze Einstreu entfernen und nur teilweise neue Einstreu anbieten.
Wenn möglich, bieten Sie frisch vergesellschafteten Tieren erstmal nur einen kleinen Bereich im Gehege an, damit kein Revier vorhanden ist, um das sie streiten müssten. Bei unsicheren Tieren die sich noch viel kabbeln wäre ein kleiner Käfig sinnvoll. Erweitern Sie das Gehege dann schrittweise. Vertragen sich die Tiere im neuen Gehege, geben Sie erstmal ein neues Haus mit vielen Eingängen und dann Schritt für Schritt immer nur ein neues Spielzeug und beobachten Sie gut, ob sich die Tiere weiterhin vertragen. Gibt es wieder Zoff, müssen die Tiere wieder kleine gesetzt werden. Schlimmstenfalls, also wenn es wieder zu starken Streitereien oder gar Bisswunden kommt muss wieder von Vorne - also mit Panikbox und/oder Trenngitter - angefangen werden.
Laufrad? Laufräder im Käfig bei frisch vergesellschafteten Mäusen sorgen zwar dafür, dass die Tiere ihren Stress durch das Laufen abbauen können, leider kommt es in Laufrädern aber auch immer wieder zu massiven Streitereien. Bei Kleingruppen können mehrere Laufräder angeboten werden, gibt es dann trotzdem Streit, sind diese erstmal wieder zu entfernen.
Böckchen zu vergesellschaften ist beinahe unmöglich. Idealerweise werden Böcke kastriert, dann klappt die Vergesellschaftung wesentlich besser. Am besten klappt eine Bockvergesellschaftung mit der Käfigtauschmethode. Setzen Sie die Tiere jeden Tag um, jeweils in den anderen ungereinigten Käfigs. Nach einer Woche versuchen Sie dann den ersten Versuch einer Begegnung auf neutralem Boden.
Solange die Tiere während den Vergesellschaftungsversuchen, nicht länger als 5 Sekunden als Knäuel zusammensitzen und sich beißen, sollten Sie nicht einschreiten, danach jedoch sofort.
Versuchen Sie nicht mit der bloßen Hand dazwischen zu greifen wenn die Tiere sich verbissen haben! In der Aufregung beißen die Tiere zu, auch in Ihre Hand. Die Methode, sie mit Handschuhen auseinander zu ziehen ist auch sehr umstritten, denn oft werden die Mäuse durch das Auseinanderziehen stark verletzt, wenn eine Maus sich in die Andere verbissen hat.
Versuchen Sie statt dessen, mit einer dicken Pappe zwischen die streitenden Tiere zu kommen und sie so zu trennen.
Eine weitere Möglichkeit der Trennung: stellen sie lauwarmes Wasser bereit, evtl. in einer Blumenspritze und sprühen sie (ohne Druck!) die Tiere ein wenig nass. Die Farbmäuse werden sich trennen um sich trocken zu lecken. Beachten Sie: die Tiere dürfen dabei keinem Zug ausgesetzt werden, sie sollten warm aber nicht heiß stehen um schneller zu trocknen und machen Sie die Tiere nicht klattschnass! Sollten sich die Tiere in der Box beißen, schütteln sie die Box ein klein wenig (wirklich nur sanft), bevor Sie zu andern Maßnahmen greifen.
Bei älteren Tieren kommt es öfter vor, dass sie kurz nach dem Verlust des Partners noch nicht bereit sind, sich neu vergesellschaften zu lassen. Nach Möglichkeit sollten Sie Ihr älteres Tier, z. B. wenn es den Partner verloren hat, erst ein paar Tage alleine lassen (ca. 5 Tage). Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Vergesellschaftung dann meist friedlicher abläuft, scheinbar freut sich die Maus dann über einen neuen Artgenossen. Sehr aggressive Tiere müssen ggf. auch mal ein paar Wochen ohne Partner leben, aber dann freuen auch sie sich meist wieder über einen Partner.
Nicht alle Tiere passen zusammen! Wenn die Tiere sehr aggressiv aufeinander reagieren und überdeutlich eine Abneigung gegen den, von Ihnen gewählten, Partner zeigen, dann sollten Sie nicht versuchen, diese Tiere zusammen zu zwingen!
Falls alle Integrationsversuche bei Böckchen scheitern, wäre es sinnvoll, die Böcke kastrieren zu lassen. Leider findet sich nicht immer ein Tierarzt der Farbmäuse kastriert, in dem Fall wäre eine absolute Notlösung die Vergesellschaftung des Bockes mit einem oder mehreren Stachelmausweibchen. So kommt es nicht zu Nachwuchs aber die Tiere sind auch nicht allein.
Verlieren Sie nicht die Geduld und denken Sie daran, lieber die Mäuse ein paar Tage in die Transportbox und nachher kein Einzeltier, als eine einsame Maus im Käfig.