Mäuse leben auch in freier Wildbahn im Familienverbund, in großen Rudeln zusammen. Einzelgänger werden nicht beobachtet. Sie hätten auch keine Überlebenschance ohne ihr Rudel. Das Überleben ihrer Art sichert die Maus mit vielen Nachkommen. Untereinander haben Mäuse ein ausgeprägtes Sozialverhalten, Familien halten zusammen, sie betreiben gegenseitige Fellpflege und wohnen zusammen im Nest. Mäuse sind sehr gesellige Tiere und dürfen niemals einzeln gehalten werden. Es trifft auch keinesfalls zu, dass einzeln gehaltene Tiere schneller zahm werden. Die Tiere leiden sehr unter der Einzelhaft und kein menschliches Wesen kann den Artgenossen ersetzen. Ein Teil der Einzeltiere wird krank oder stirbt gar vor Einsamkeit. Mäuse brauchen Artgenossen zum Spielen, Rangeln, gegenseitigem Putzen, Kuscheln, um sich sicher zu fühlen und auch zum Kommunizieren im Ultraschallbereich. In Gruppen ab vier Mäusen kann eine Maus all ihre Bedürfnisse ausleben.
Lesen Sie zum Verhalten von Mäusen in freier Wildbahn auch diesen Artikel: "Die wildlebende Hausmaus" von Ingrid Rogalla.
In unserer Bildergallerie können Sie sehen, wie aufregend, kuschelig und schön das Leben im Rudel für Mäuse ist:
Gute Erfahrungen wurden bei einer Haltung von vier und mehr gleichgeschlechtlichen weiblichen Tieren gemacht, wobei zu einer geraden Anzahl Mäusen geraten wird. Bockhaltung ist für den Laien nicht zu empfehlen, wenn Böcke gehalten werden, dann nur zu zweit. Bei der reinen Bockhaltung kann es auch nach längerer Zeit zu Rangkämpfen und gefährlichen Beißereien kommen, sie müssen dann auf jeden Fall kastriert werden und dann einzeln mit einem oder mehreren Weibchen oder mit anderen kastrierten Böcken vergesellschaftet werden. Auf keinen Fall sollten Sie mehrere Kastraten zu einem Weibchen setzen, auf Dauer entstehen hier meist Rangkämpfe. Es müssen immer gleichviele oder mehrere Weibchen als Kastraten in einem Gehege vorhanden sein. Nehmen Sie am besten Geschwistertiere aus einem Wurf oder Jungtiere. Bei Weibchen spielt das Alter keine allzu große Rolle, es wird sogar gesagt, dass ältere Tiere meist verträglicher sein.
Gründe, die leider immer noch von vielen Menschen als Grund für die Einzelhaltung ihres Rudeltieres angegeben werden:
Meine Maus ist glücklich allein, sie ist ganz zahm.
Woran erkennt der Mensch, dass sein Tier glücklich ist? Ist eine Maus glücklich wenn sie einem am Gitter gleich entgegenkommt wenn man sich dem Käfig nähert? Nein! Sie ist einsam und sucht Gesellschaft, sie hängt sich an den Menschen, weil keine andere Maus da ist. Ist sie glücklich mir ihrem Menschen, wenn sie sich von ihm gern streicheln lässt? Nein! Mäuse sind sehr soziale Tiere die sich gegenseitig ständig putzen und kuscheln, wenn keine andere Maus da ist, muss die Maus sich eben dem Menschen zuwenden um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber kein Mensch kann bei einer Maus vernünftig Fellpflege betreiben. Ist sie Glücklich weil sie schon so lange lebt? Nein! Auch Menschen überleben eine Einzelhaft sehr lange und können auch allein sehr alt werden. Bei Menschen ist eine Einzelhaft auch eine beliebte Strafe für Verbrechen - warum aber muss eine Maus bestraft werden?
Meine Maus ist nicht allein, ich spiele oft mit ihr.
Stellen Sie sich einen Menschen vor, der auf einer einsamen Insel lebt und nur eine Maus als Gesellschaft hat, würden Sie sagen, dieser Mensch ist nicht einsam?
Mäuse sprechen mit ihren Artgenossen, sie verwenden dabei Ultraschalllaute und auch hörbare Laute - welcher Mensch versteht diese Sprache? Mäuse haben sehr viele komplexe Verhaltensmuster mit denen sie sich verständigen, kein Mensch kann das nachmachen (oder schnüffeln sie ihr Tier ab und lecken ihm die Nase? Siehe auch: Verhalten/Körpersprache).
Tagsüber gehen die Menschen arbeiten oder zur Schule/Uni - die Maus sitzt allein in ihrem Käfig.
Nachts legen sich die Menschen schlafen - die Maus sitzt allein in ihrem Käfig.
Mäuse im Rudel reden aber den ganzen Tag miteinander, sie achten aufeinander, sie laufen hintereinander her, kuscheln sich zusammen in ihr Nest und fühlen sich nur sicher wenn ein Artgenosse in der Nähe ist! Eine einzelne Maus hat weder Sicherheit, noch ausreichend Schmuseeinheiten, noch genug Abwechslung, sie lebt nur für die paar Minuten oder mit etwas Glück Stunden, die ihr Besitzer mit ihr spielt - aber wie lange ist sie allein weil sein Besitzer keine Zeit hat? Selbst wenn der Mensch sich am Tag drei oder gar vier Stunden (und das ist eine Riesenausnahme - meist sind es nur wenige Minuten) mit der Maus beschäftigt sitzt sie immer noch 20 Stunden allein im Käfig!
Meine Maus verträgt sich nicht mit anderen Mäusen.
Eine Vergesellschaftung von Mäusen ist nicht ganz leicht - es dauert ein wenig und braucht seine Zeit. Sie als Mensch würden ja auch nicht jeden gleich in ihre Wohnung ziehen lassen, weil Ihr Vermieter Ihnen einen Menschen zur Tür herein schickt - oder? Häufig werden allerdings einfach zwei Mäuse zusammen in einen Käfig gesteckt. Das kann aber so nicht gut gehen, da die alteingesessene Maus die neue Maus im Normalfall angreift und sogar tötet. Denn der Käfig ist ihr Revier und dieses Revier muss sie gegen eine fremde Maus verteidigen. Aber das heißt nicht, dass die Tiere sich grundsätzlich nicht mit anderen Mäusen anfreunden können - es müssen dabei nur Regeln eingehalten werden, damit die Mäuse sich so kennen lernen und anfreunden können, wie Mäuse das eben machen. Die Regeln für eine Vergesellschaftung sind hier zu finden: Mäuse miteinander vergesellschaften. Wenn diese Regeln eingehalten werden, dann wird sich jede Maus früher oder später wieder mit Artgenossen vertragen und nach einer geglückten Vergesellschaftung ist es einfach toll zu sehen, wie lieb die Mäuse miteinander kuscheln.
Meine Maus ist schon zu lange allein, sie gewöhnt sich nicht mehr an andere.
Egal wie lange ein Tier allein gelebt hat, es kann immer wieder mit Artgenossen vergesellschaftet werden. Natürlich dauert die Vergesellschaftung von einzelnen Tieren mitunter etwas länger, denn sie müssen nach so langer Zeit erst einmal wieder die Gruppenregeln lernen und manchen Mäusen fällt es nicht leicht. Aber alle Berichte über ehemalige Einzelhaltungsmäuse zeigen eins deutlich: die Mäuse lebten regelrecht auf, wurden munterer, fröhlicher und vertrugen sich gut mit den anderen Mäusen.
Ich habe nicht genug Platz und Geld für zwei Mäuse.
Zwei Mäuse benötigen den gleichen Platz wie eine Maus. Der Käfig sollte die Größe von Breite 80 x Länge 50 x Höhe 50 cm niemals unterschreiten. Wer keinen Platz für so einen Käfig hat, der sollte seinem Tier zuliebe ein neues Zuhause für seine Maus suchen. Zwei Mäuse benötigen kaum mehr Futter oder Einstreu. Die Futterkosten für Frischfutter und Trockenfutter liegen bei ca. 1 Euro oder weniger in der Woche. Die Einstreukosten bleiben gleich - da der Käfig nicht öfter gereinigt werden muss als bei einem Einzeltier. Eine Maus kostet also wirklich wenig im Unterhalt, es sind nur Centbeträge und die kann jeder Halter erübrigen. Sicher können Tierarztbesuche für zwei Mäuse teurer werden als für eine Maus, aber wer nicht bereit ist, das Geld dafür aufzubringen, der sollte besser gar keine Mäuse halten.
Der Käfig muss ohnehin mindestens einmal die Woche sauber gemacht werden - egal ob ein Tier drin lebt, oder 2 Tiere. Die Geruchsbelästigung nach dieser Zeit ist bei einem Einzeltier eben so groß wie bei zwei Tieren. Auch sonst brauchen Sie für die Mäuse nicht mehr Zeit, egal ob ein oder zwei Tiere, sie müssen ohnehin genauso häufig gefüttert werden und einen Löffel mehr Trockenfutter in den Napf zu geben oder ein Stück Gemüse mehr abzuschneiden macht wirklich nicht viel aus.
Es hat aber auch einen enormen Vorteil für den Halter, wenn die Maus nicht mehr allein ist: Sie können die Mäuse auch mal guten Gewissens allein lassen - könnten Sie das auch, wenn Sie genau wüssten dass die Maus allein im Käfig hockt und einsam ist, während Sie ausgehen und sich mit Freunden treffen oder mal keine Lust haben, sich mit ihr zu befassen?
Was für ein selbstsüchtiger Wunsch. Ihr Tier soll Ihnen völlig ausgeliefert sein, damit Sie mit ihm spielen können? Finden Sie es wirklich gut, dass dieses Geschöpf auf sie fixiert ist, weil es keine andere Möglichkeit hat? Fänden Sie es nicht schöner, wenn es zu Ihnen kommt, weil es das möchte und Sie als Freund sieht - und nicht weil es vor Einsamkeit nicht weiß wohin?
Ja, einzeln gehaltene Mäuse sind manchmal anhänglicher, das kann ich nicht bestreiten. Aber auch Tiere im Rudel werden zahm und anhänglich - und wenn eine Maus schon zahm ist, bleibt sie das auch wenn sie nicht mehr allein wohnt. Vielleicht ist sie dann nicht mehr völlig auf ihren Menschen fixiert - aber dafür kann der Mensch dann viel mehr natürliche Verhaltensweisen der Mäuse erleben und kennen lernen - und das macht mehr Spaß, als ein Tier, das einsam im Käfig sitzt und einem das Gefühl gibt, sich kümmern zu müssen, auch wenn man keine Zeit hat. Bei Mäusen im Rudel ist immer was los, sie spielen miteinander, laufen hintereinander her, kuscheln miteinander und streiten sich ums Futter - ein Mäuserudel zu beobachten ist besser als Fernsehen!
Es gibt keinen vernünftigen Grund eine Maus allein zu halten. Es gibt nur viele vorgeschobene Gründe, die bequem für den Menschen sind und viele selbstsüchtige Gründe. Wer auch an die Maus denkt, der würde sie niemals allein halten, denn das Tier braucht einen Freund, der ihn versteht.