Lisa Marie Presley weiß als Musikerin um die Last ihres Namens und kann doch gut damit umgehen.
Lisa Marie Presley war erst neun Jahre alt, als ihr berühmter Vater Elvis verstarb. Vermutlich wäre der King stolz gewesen, wenn er erleben hätte können, dass seine Tochter in seine Fußstapfen tritt. Mit „Storm & Grace“ hat die 44-Jährige jetzt ein drittes Album mit schönen, bluesigen Songs herausgebracht. Fragen zur Religion – sie soll Mitglied der Scientology-Sekte sein oder zumindest gewesen sein – und über ihre berühmten Ex-Männer Nicolas Cage und Michael Jackson sind für das Gespräch tabu, wurde vorab mitgeteilt. Aber über ihre Eltern Priscilla und Elvis Presley spricht die adrett im Kostüm eingekleidete Songwriterin gerne, als wir sie in London zum Interview treffen.
Lisa:Oh, Sie meinen sicher den Ort, wo mein Vater meine Mutter kennenlernte? Wie heißt die Stadt noch gleich!? Ach ja, Wiesbaden! Es ist die Partnerstadt von Tunbridge Wells im englischen Kent, wo ich ein Haus gekauft habe. Dort haben sie sich verliebt. Er mag in diesem anderen Ort gewohnt haben, aber mein Großvater, der Vater meiner Mutter, war in Wiesbaden stationiert. Aber nein, ich selbst war noch nie dort. Aber ich kenne meine Wurzeln und die Geschichte. Ich habe Bilder davon gesehen wie meine Mutter zum Abschied dastand, als mein Vater ins Flugzeug stieg, um zurück in die USA zu fliegen.
Lisa:Ja, schon. Es klingt auch immer sehr romantisch, wenn sie davon erzählt. Sie waren jung. Sie war jung! Und schön. Es ist eine großartige Liebesgeschichte. Es gibt ein Buch der Presleys darüber, das müssen Sie unbedingt lesen.
Der amerikanische Presley-Forscher Donald W. Presley hat 1999 herausgefunden, dass die Wurzeln aller Presleys in Deutschland liegen sollen. Ein pfälzischer Winzer namens Johann Valentin Pressler war demnach um 1700 nach Amerika ausgewandert und führte den Namensstamm dort ein. Haben Sie davon gehört?
Lisa:Wirklich? Nein, das wusste ich nicht. Das finde ich großartig. Dann habe ich schottische, englische und deutsche Wurzeln! Aber Deutsch spreche ich deswegen leider immer noch nicht.
Lisa:So wie mein Vater? Ich wünschte in diesem Moment wirklich, ich könnte es. Es wäre lustig, wenn ich einstimmen könnte. Er hat es mir leider nie beigebracht.
Sie haben im August bei den Festlichkeiten zum 35. Todestag Ihres Vaters zum dritten Mal ein Duett via Leinwand mit ihm gesungen. Hat es auch Duette mit ihm gegeben, als er noch lebte?
Lisa:Nein. Nicht mal mehr bei uns zu Hause in Graceland. Ich habe meistens Klavier gespielt. Ich glaube nicht, dass ich überhaupt jemals vor meinem Vater gesungen habe.
Lisa:Das war schon die Musik meines Vaters und seinen Backgroundsängerinnen, den Sweet Inspirations. Ich kannte sein Frühwerk damals nicht so gut. Ich liebte aber die Musik, die er in den Siebzigern machte, als ich bei ihm war. Damit verbinde ich am meisten. Aber auch Neil Diamond, die Partridge Family und Elton John habe ich viel gehört. Damals war ich gerade mal vier oder fünf Jahre alt.
Für Ihre eigene Platte haben Sie nun mit britischen Songwritern wie Richard Hawley, Ed Harcourt und Travis-Sänger Fran Healy zusammengearbeitet. Warum eigentlich?
Lisa:Ich wollte einfach nicht das tun, was alle gut für mich fanden. Es war wichtig für mich, in England alle Freiheiten zu haben, damit sich mein Stil entwickeln konnte. Ich habe dort neun Monate an dem Album geschrieben. Ich habe mich in dieser Zeit vertraut gemacht mit dem Who Is Who des Britpop. Außerdem sehe ich in Richard Hawley sowieso die englische Version von Leonard Cohen oder Johnny Cash.
Lisa:Nun, für Richard war es das erste Mal, dass er einen Song mit jemand anderem als Jarvis Cocker geschrieben hat. Er war sehr nervös deshalb, und ich war sehr nervös einen waschechten Briten vor mir zu haben…
Lisa:Mir war das Songschreiben immer schon wichtig. Ob ich nun die Tochter von Elvis bin, spielt dabei keine Rolle. Aber es gibt oft Momente, wo ich da sitze und denke: Was machst du hier eigentlich? Du kannst doch nur scheitern! Und wenn ich nach draußen muss auf eine Bühne, dann frage ich mich auch: Warum tue ich mir das an? Gerade an fremden Plätzen, wo sie mich noch nicht so kennen und ich mich beweisen muss, kommen schnell die Zweifel. Aber Musik ist nun mal das, woran mein Herz hängt. Und ich wüsste auch gar nicht, was ich sonst tun könnte.