“Ein Popstar werde ich nie” Interview der Zeit mit Lisa Marie Presley – Teil 3.

“Was in der Ausstellung zu sehen ist, das empfinde ich nicht als privat”

ZEIT: War es für Sie merkwürdig, Elvis-Platten zu hören?

Presley: Erstaunlicherweise nicht. Ich bin in die Elvis-Welt sozusagen hineingeboren. Überall, wo ich hinkam, lief seine Musik. Dass ich die dann auch allein für mich hörte, das war irgendwie selbstverständlich.

ZEIT: Haben Sie Ihrem Vater mal Popmusik vorgespielt, die Sie für sich entdeckt hatten?

Presley: Elton John! Und er war nicht begeistert. Ja, er fühlte sich sozusagen herausgefordert von der Vorstellung, dass ich mich für die Musik eines Konkurrenten interessiere. Als ich mir zu Weihnachten mal eine Elton-John-Platte wünschte, wurde er sogar wütend. Er hatte noch nie von Elton John gehört und wollte genervt wissen, wer das denn bitte schön sei? Also schickte er einen seiner Jungs los, um Elton-John-Platten zu kaufen – zum »Probehören«. Ohne es mir zu sagen, ging er dann sogar zu einem Elton-John-Konzert, um sich ein Bild zu machen. Er hat ihn dann auch hinter der Bühne besucht. Angeblich haben sie sich gut verstanden.

ZEIT: Heute gehört Ihnen Graceland, und inzwischen ist es eine große Touristenattraktion in Memphis. Wie oft besuchen Sie noch den Ort Ihrer Kindheit?

Presley: Regelmäßig. Dieses Jahr war ich vielleicht fünfmal dort. Ich habe dort gerade die Ausstellung A Father Trough His Daughters Eyes initiiert. Das ist ein großer Raum mit Artefakten aus meiner Jugend, die Elvis zeigen, wie er als Vater war. Also ein etwas menschlicherer Blick auf eine Ikone. Dort gibt es viele Bilder von uns beiden, auch Postkarten, die er mir geschrieben hat.

ZEIT: Sie stellen intime Erinnerungsstücke aus. Wo ziehen Sie die Grenze zum Privaten?

Presley: Was in der Ausstellung zu sehen ist, das empfinde ich nicht als privat. Ich war viel zu klein, um wirklich ein Verhältnis dazu aufzubauen, und wenn es andere Menschen glücklich macht, das anzuschauen, dann komme ich dem gerne nach. Wenn mir die Dinge viel bedeuteten, dann würde ich sie nicht ausstellen.

ZEIT: Sie sind neulich auf der berühmtesten aller Country-Bühnen, der Grand Ole Opry, aufgetreten. Ihr Vater wurde dort ausgebuht. Was zog Sie dorthin?

Presley: Mein Vater trat dort 1954 auf. Er war 19. Das Publikum verhöhnte ihn, und der Chef riet ihm höhnisch, er möge doch zu seinem Job als Lastwagenfahrer zurückkehren. Mein Vater war so verletzt, dass er nie wieder einen Fuß in diesen Laden setzte. Nun luden sie mich ein. Ich fühlte mich in der Pflicht, dort die Familienehre zu verteidigen. Natürlich hatte ich Angst. Ich spielte drei Songs und war noch nie so nervös in meinem ganzen Leben. Aber es lief gut. Bevor ich loslegte, sagte ich noch zum Publikum: Vor der Tür wartet ein Lastwagen auf mich, falls ich hier nicht willkommen sein sollte. Da standen alle auf und applaudierten. Mein Vater hätte sich gefreut.