Elvis ist schwerkrank, sein Blutdruck hoch, sein Körper aufgeschwemmt, sein Gesicht kaum wiederzuerkennen, aber ab Februar ist er wieder auf Tour. Viele alte Freunde sind nicht mehr da, denn er hat sie selbst weggeschickt: seine Freundin Linda, die fast fünf Jahre lang Tag und Nacht bei ihm war und ihn mehrfach gerettet hat, „darf gehen“. Beide wissen genau, dass es für Linda auch besser so ist, denn immer wieder hat sie umsonst versucht, ihn von seiner selbst zerstörerischen Lebensweise abzubringen.
Drei Leibwächter, darunter Red West, der von Schulzeiten an beinahe wie ein Bruder für Elvis war, werden gefeuert. Offizieller Grund sind Einsparmaßnahmen, tatsächlich aber hat Elvis seine Leute nicht mehr im Griff: das oftmals rüde Benehmen der Bodyguards hatte mehrfach Gerichtsverfahren nach sich gezogen. Die drei ehemaligen Leibwächter schreiben jetzt an einem Enthüllungs-Buch, in dem sie der Öffentlichkeit einmal sagen wollen, was wirklich mit ihrem geliebten Elvis los ist. Elvis aber sagt es ihnen auf seine Weise - in dem Lied „My Way“, das er dieses Jahr in sein Programm aufgenommen hat.
Zwar ist es Frank Sinatras Erkennungslied, aber es passt in diesen letzten Monaten nur zu Elvis und wird von ihm auch einzigartig interpretiert: „And now the end is near/ So I face the final curtain...I’ve lived a life that’s full/ I’ve traveled each and every highway...I did what I had to do/ And saw it through without exemption/ I’ve loved, I’ve laughed and cried/ I’ve had my fails, my share of losing…The record shows I took the blows/ And more, much more than this, I did it my way.”
[Und nun, da das Ende naht, erwarte ich den letzten Vorhang. Ich habe ein volles Leben gelebt, bin über jeden Highway gefahren. Ich tat, was ich tun musste, und habe es durchgezogen, ohne Freistellung. Ich habe geliebt, gelacht, geweint, versagt, meinen Anteil am Verlieren gehabt. Das Zeugnis zeigt, ich bin den Schlägen nicht ausgewichen. Und mehr noch zeigt es: ich habe es auf meine Weise getan.]
Über das angekündigte Skandalbuch, das Millionenumsätze verspricht, ist Elvis schier verzweifelt: was werden seine Fans denken, was seine Tochter Lisa Marie, wenn er nichts mehr richtigstellen kann? Er lenkt sich, wie so oft, mit Einkäufen und Verschenkaktionen ab. Vater Vernon ist verzweifelt, denn die Ausgaben sind enorm. Wird das Geld weiter fließen? Ja, sagt der brave Sohn und geht auf Tournee, wo die riesigsten Hallen weiterhin ausverkauft sind.
In einem Konzert singt Elvis eine neue Version seines „How Great Thou Art“. Diese Version ist aber auch heute nicht leicht zu ertragen, denn sie erscheint als ein musikalischer Aufschrei und erinnert an eine spätere Aussage des Geistlichen und Gospelkomponisten Dr. W. Herbert Brewster, der Elvis schon als Jugendlichen persönlich kannte: „Elvis’ Stimme war von der Art, die mit dem Gedanken an das Martyrium [Jesus’] übereinstimmt ...Und dieses Echo wird niemals sterben."
Der Auftritt am 26. Juni in Indianapolis/Indiana wird sein ultimativ letztes Konzert sein und gleichzeitig das beste des vergangenen halben Jahres. Neue Lieder wie „Moody Blue“ und „Unchained Melody“ geben dem Publikum ein angenehmes Gefühl, aber allerdings nur, wenn man die Augen schließt, denn der King sieht erschreckend schlecht aus. Etliche Fans weinen
16. August Eigentlich hat er sich gesundheitlich ganz gut erholt und in seinem geliebten Graceland neue Lieder vorbereitet. Seine nächste Tournee soll am nächsten Tag in Portland, Maine, beginnen und die Crew ist schon vorgefahren. Am Abend zuvor hatte er eine Zahnbehandlung, die Schmerzmittel erforderte.
Am frühen Nachmittag, gegen 14.00 Uhr, findet seine Freundin Ginger Alden Elvis leblos auf dem Boden seines Badezimmers. Alle Wiederbelebungsversuche sind vergeblich. Als Todesursache wird Herzversagen infolge von kardialer Arrhythmie angenommen.
Um 15.30 Uhr verbreitet sich die Schreckensnachricht wie ein Lauffeuer um die ganze Welt: Elvis Aron Presley ist tot.
Bei großer Hitze strömen Menschenmassen zu Fuß auf Graceland zu. Hunderttausende kommen aus allen Teilen des Landes, um zu trauern und dem so geliebten Entertainer Respekt zu zollen. Im Presley-Haushalt sind alle vollkommen überfordert: der Vater, die herbeigerufenen Freunde. Nur die weltweite Presse hat schnell reagiert, scheitert aber bald an zusammengebrochenen Telefonleitungen und Staus in Memphis und Umgebung. tl_files/Bilder/Biografie/17.8.77.jpgDoch dann geht es wie automatisch
weiter: Bürger und Polizei von Memphis bringen den ganzen Tag per Hubschrauber Getränke, Nahrungsmittel und Sanitäter für die Menschen nach Graceland, die in der tropischen Sonne von Memphis im August ausharren. Alle Besucher werden versorgt und ein großer Teil kann sich persönlich von Elvis verabschieden. Die Trauerfeier ist privat und nur im Kreis der engsten Angehörigen und Freunde. „Elvis Presleys Tod nimmt unserem Land ein Stück von sich selbst. Er war einzigartig und unersetzlich. Mehr als 20 Jahre ist es her, dass er in die Szene platzte mit einer Wirkung, die es bis dahin noch nie gegeben hatte und die es wohl auch nicht mehr geben wird. Seine Musik und seine Persönlichkeit, die Zusammenführung von weißem Country und schwarzem Rhythm & Blues, veränderte für immer die Landschaft amerikanischer Kultur. Er hatte viele Anhänger, er war der Welt ein Symbol für die Vitalität, die Rebellion und den Humor unseres Landes.“ – US-Präsident Jimmy Carter, 17. August 1977
Unter großer, schweigender Anteilnahme der Öffentlichkeit, die sich zusammengehörig fühlt wie noch nie, wird Elvis zunächst auf dem „Forrest Hil“- Friedhof in einem Mausoleum beerdigt. Der Straßenrand des Elvis-Presley-Boulevards ist von Trauernden gesäumt. Der Konvoi von 22 weißen Cadillacs, der von motorisierten Polizisten angeführt wird, gleicht einem Staatsbegräbnis. Man hat das Gefühl, dass die Uhren für einen Augenblick still stehen.
Nach einem Versuch, ein paar Tage später, seine Leiche zu stehlen, werden Elvis und Gladys Presley Anfang Oktober 1977 im Meditationsgarten auf dem Anwesen Graceland zur letzten Ruhe gebettet.
Nachwort Elvis mag sich, wie viele Menschen mit Sonderbegabungen, oft einsam und unverstanden gefühlt haben. Tatsächlich aber war er zu jeder Zeit von vielen Menschen umgeben: Großfamilie, Freundinnen, Leibwächter, Leibarzt, eng befreundete Musiker, Mitarbeiter, Haushalt. All diese Menschen und unzählige andere, die ihm begegnet sind, haben in den Jahrzehnten nach seinem Tod über ihre Zeit mit ihm geschrieben, und zwar oft gar nicht aus Profitgier, sondern gerade um falsche Aussagen aus profitgierigen Verzerrungen – in die eine oder andere Richtung – zu widerlegen.
Bedeutende Musik-Schriftsteller und Historiker haben so viel von dem reichhaltigen Material gesichtet, dass sie inzwischen das Wahre von dem Falschen trennen können. Trotzdem gibt es kein einzelnes Buch, das seiner Persönlichkeit gerecht wird. Es sind die vielen längeren oder kürzeren Berichte einzelner Menschen aus den verschiedensten Perspektiven, die zusammengenommen ein unvergleichliches Bild ergeben, heiter und traurig zugleich, von „Elvis, der eine gebende Seele war, der Millionen von Menschen berührt hat und immer noch geliebt wird.“
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