Interview mit Helmut Radermacher, Elvis-Experte Nummer 1 in Deutschland. Publiziert 29. März 2012 | Von web836
Auf dieser Seite möchten wir Menschen interviewn, die sich für Elvis’ musikalische Erbe einsetzen. Wir führen diese Interviews in unregelmäßigen Abständen mit Fans, Künstlern, Veranstaltern von Elvis-Events, oder mit Weggefährten von Elvis durch.
Da wir das Recht auf freie Meinung uneingeschränkt akzeptieren, werden wir auch keines dieser Interviews kürzen oder gar zensieren. Wir lassen all die Leute, die wirklich was für Elvis tun, gerne zu Wort kommen. Und wie immer wird sich Elvis-Memories auch hier vollkommen neutral verhalten.
Unser zweites Interview führten wir mit Helmut Radermacher, dem Herausgeber des mittlerweile in Deutschland schon sehr berühmten Elvis-Magazins Golden Boy Elvis. Wir möchten Helmut an dieser Stelle danken, dass er sich für uns die Zeit nahm und auf all unsere Fragen antwortete. Um bei den Interviews die wir hier ungekürzt in Schriftform wiedergeben, eine gewisse Übersicht zu wahren haben wir die Fragestellungen mit F und nummeriert gestaltet. So werden wir auch mit zukünftigen Interviews verfahren.
F1. Wann wurdest du Elvis-Fan und welche Umstände brachten dich dazu?
1956 schon hatte ich Elvis im Radio gehört, zu Weihnachten dann bekam ich dann von meinem Onkel ein Grammophon mit zwei Schellack-Platten, beide waren von Elvis. Meine Elvis-Geschichte begann und hörte nie mehr auf.
F.2. Wie wurdest du zum Radiomoderator und wie lange und welche Sendungen hat du moderiert.
1980 gewann ich bei der Europawelle Saar bei einer Frage nach einem Interpreten den Preis, kurze Zeit später dann wurde ich Gewinner bei der Suche nach dem Pop-Professor des Monats. Mein Preis war eine eigene Sendung in Saarbrücken. Dort gefiel das, was ich generell an Musik und Elvis wusste und wie ich moderierte. So kam ich dazu, mit Wolfgang Hellmann, dem dortigen Elvis-Fan, diese jährlichen sechs- bis acht-Stundensendungen zum Todestag von Elvis zu moderieren. Auch normale Sendungen durfte ich dort schon abhalten. Dort entstand auch durch mein Wissen um Elvis die Idee einer TV-Sendung zum 50-jährigen Geburtstag von Elvis. Wir drehten „Hallo Elvis“. Die Sendung wurde dann am 4. Januar 1985 in der ARD um 20:15 ausgestrahlt – Die Deutschen Popstars feiern eine Legende. Am 8. Januar war ich in Luxemburg, um dort tagsüber im Radio und abends im Fernsehen das Thema Elvis zu behandeln. Man wollte mich auch verpflichten, dort zu bleiben, aber ich hatte schon das Angebot angenommen, im selben Jahr den ersten deutschen privaten Radiosender mit aufzubauen. Das Bundesland Schleswig Holstein bekam die Lizenz, privates Radio als erstes zuzulassen. Nach langer Vorbereitung ging dann am 1. Juli 1986 R.SH (Radio Schleswig-Holstein) auf Sendung. Dort im Norden blieb ich 17 Jahre als Musikchef, Archivleiter und Moderator. Und auch hier gab es jedes Jahr zum Todestag eine Elvis-Mammut-Sendung.
F. 3. Wieso nennt ganz Deutschland Helmut Radermacher den Elvis-Experten Nummer 1 in Deutschland.
Schon von Anfang an interessierte mich alles zum Thema Elvis. Ich sammelte Informationen zum Thema seiner Musik und zur Person, gründete auch schon 1958 in Düsseldorf, wo ich herkomme, den ersten Elvis-Club Deutschlands. Ein Besuch in Bad Nauheim aber wurde mir seitens meiner Eltern untersagt. Ich war ja erst 15 Jahre alt. Aber ich sammelte für mich weiter. Mich interessierte z.B., ob die Lieder von Elvis neu waren oder ob es sie vorher schon gegeben hatte. Und wer waren die Autoren? Und wenn er was nachsang, hat Elvis die Lieder anders gesungen als die Originale oder 1:1 kopiert? Wer waren diese Leute, die für Elvis schrieben? Wer waren die Verleger der Musik, wer seine Manager und Berater usw. Wer waren die Elvis-Musiker und Produzenten? Wo war Elvis schon jemals aufgetreten? In welchen Studios hat er welche Lieder aufgenommen? Wo wurden seine Filme gedreht, wer waren seine Mitspieler? Nur wenn man sich für alles interessiert, kommt im Laufe der Zeit ein gutes Wissen zustande.
F.4. Hattest du jemals die Gelegenheit Elvis oder seine Verwandten kennenzulernen? Und wenn ja, wie waren deine Eindrücke?
Da ich Elvis nie live erleben konnte, zog es mich dann aber im Jahr nach seinem Tod sofort nach USA. Dort lernte ich auch Uncle Vester Presley, seinen Onkel, kennen. Später traf ich auch eine weiter entfernte Cousine, die alle doch sehr normal rüberkamen. Auch viele seiner Wegbegleiter lernte ich dann mit der Zeit kennen. Entweder in USA selber, oder aber auch hier in Deutschland.
F.5. Wann hast du die EPG gegründet und mit wem, wer war alles dabei und was war der Auslöser?
Nach Elvis‘ Tod gab es ein Vakuum an richtigen Informationen in Sachen Elvis. Clubs gab es zwar, aber wie üblich, waren diese meist klein und regional oder lokal. So kam ich auf die Idee, etwas mit großem Niveau und dazu bundesweit zu gründen, das auch schon vom Namen her aussagen sollte, dass dort Fachleute am Werk sind; daher der Name Gesellschaft; es folgte auch noch das Ganze als eingetragener Verein (e.V.). Die Gründung fand statt am 8. Januar 1978 bei mir zu Hause in Coburg. Ein Verein benötigt mindestens sieben Personen; es waren alles Mitstreiter aus der Elvis-Szene. Als ich dann die vielen Elvis-LPs veröffentlichte, konnte man auch immer lesen – Text, Idee und Zusammenstellung – Helmut Radermacher. Dazu stand dann dort die Adresse der EPG. So bekamen wir innerhalb kurzer Zeit unglaublich viele Mitglieder. Das Magazin „Graceland“ konnte so eins der besten der Welt werden.
F.6. Warum hast du die EPG verlassen, was war der Auslöser?
Ich war von 1978 bis 2004 bei der EPG im Vorstand, als Vorsitzender oder auch als Pressesprecher. 2004 gab es Differenzen im Vorstand, einigen Leuten war ich sogar zu alt, so kam es zu meinem Austritt.
Ich habe 2002 den Ruhestand vom Berufsleben begonnen, dann aber als Hobby die Elvis-Gruppenreisen in die USA und www.GoldenBoyElvis.de usw. intensiviert.
F.8. An wievielen Plattenprodkutionen warst du mitbeteiligt und waren das alles nur Elvis-Platten? Begonnen habe ich mit der LP „Rare Elvis“, die ich RCA vorgeschlagen hatte, die inzwischen als Goldene in Graceland hängt. Man war dort von meinem allgemeinen Wissen über Musik begeistert, sodass ich neben ca. 30 Elvis-Platten auch noch an anderen Produktionen arbeiten konnte. Paul Anka, Duane Eddy, Neil Sedaka usw. Auch für andere Plattenfirmen wie Ariola, Teldec, K-Tel, Arcade usw. stellte ich Platten zusammen. Im November werde ich meine Elvis-Platten bei Markus Henfling in Bischofsgrün zum Elvis-Weekend zeigen und darüber einen Vortrag halten.
F.9. Was hälst du momentan von der Elvis-Szene, welche Events gefallen dir, und was gefällt dir nicht.
Es ist schön zu beobachten, dass die Elvis-Szene eher wächst als dass sie abnimmt. Das gilt für aktive Seiten wie Elvis-Memories genau wie auch für die großartigen Treffen in Bischofsgrün oder anderswo. Auch zu sehen, dass die Fans teils sehr jung sind, ist ein herrliches Phänomen.
F.10. Elvis-Memories hat dich in Bischofsgrün kennengelernt und ist ein wahrer Fan vom Golden Boy Elvis-Magazin. Wie kam es zur Gründung des Magazins und was war der Auslöser. Ich hatte immer gerne Artikel über Elvis geschrieben, auch welche, die ins Detail gingen und gehen durften. Das macht Spaß, weil man so auch durch die Leser Anerkennung für seine Mühe bekommt. So kam es, dass plötzlich das neue Elvis-Fachmagazin „Golden Boy Elvis“ erschien – 60 Seiten, DIN A4 und ganz in Farbe. Das hatte es bisher nicht gegeben. Es hat sich gelohnt.
F.11. Warum nennst du dich mit deinem Pseudonym HelRader?
Als ich damals Sänger von Beruf war, 1960 bis 1966, nannte ich mich ,,Scotty” Hel Rader. Denn als ich die ersten Autogramme schreiben musste, merkte ich, dass es mit der Hälfte der beiden Namen schneller und besser ging. Also nicht Mutmacher, sondern die anderen beiden Teile, also Hel Rader. J
F.12. Du machst tolle Reisen nach USA und Memphis. Was sind so deine Erfahrungen die du mit Fans machen durftest?
Inzwischen waren wir ja schon in Hawaii, Memphis, Tupelo, Nashville, New Orleans, Shreveport, Hollywood, Palm Springs usw. Dieses Jahr im September sind wir in Las Vegas, Lake Tahoe und in vielen Orten in Kalifornien (ausgebucht), nächstes Jahr geht es nach New York, Washington, Cleveland und dann erneut über Kentucky, Mississippi, Alabama nach Nashville und Memphis, um dann noch neun Tage Grand Canyon in Arizona anzuhängen. Wir sehen viel von Amerika, befinden uns aber dennoch meist auf Spurensuche in Sachen Elvis. Auf allen Reisen entstehen sehr nette Freundschaften. Das Schöne dabei ist, dass inzwischen viele Mitreisende auch die jeweils nächste Reise erneut oder sogar zum dritten, vierten Mal mitmachen. Ein Beweis für die gute Betreuung seitens des Reisebüros und von mir. Dass dazu auch viele Reisende dabei sind, die unter 30 Jahre alt sind, beweist, dass Elvis noch eine lange Zukunft vor sich hat.
F. 13. Was hast du empfunden als du die Nachricht von Elvis’ Tod gehört hast und wo warst du da? Ich arbeitete damals schon in der Plattenbranche, so erfuhr ich das noch am 16. August abends am Telefon in Coburg. Das muss ca. eine Stunde nach Elvis‘ Tod gewesen sein. Ich war erschüttert, konnte es nicht fassen, dass jemand, der mich fast mein ganzes Leben lang begleitet hat und mir die musikalisch schönsten Momente meines Lebens gegeben hat, von uns gegangen war. TV und Radio berichteten an dem Abend nichts, erst am anderen Tag wurde die Nachricht übermittelt. Aber Radio Luxemburg und Tony Prince sendeten ab Mitternacht nur Elvis. Tony sagte zur vollen Stunde „es gibt nur eine Nachricht – Elvis Presley ist im Alter von 42 Jahren gestorben“. Es wurde für mich eine lange Nacht.
Ich wünsche mir noch viele nette Begegnungen von Gleichgesinnten, sei es auf Treffen, Weekends oder USA-Reisen. Ein gemeinsames Hobby macht einfach Spaß. Ich habe ja 2010 „Das Große Elvis Presley Filmbuch“ geschrieben, mit ca. 650 Seiten, ca. 1700 Fotos und ca. 3 Kilo das ausführlichste Buch zu diesem Thema überhaupt. Ich denke, in Zukunft möchte ich noch einmal Ähnliches vollbringen.
F. 15. Möchtest Du uns und den Fans noch was wichtiges mit auf den Weg geben?
Ich wünsche Elvis-Memories noch viele weitere tägliche News, die ja beweisen, dass Elvis nach wie vor im Gespräch ist. Wir alle hoffen, dass wir weiter auch noch mit guten Büchern, Magazinen und CDs verwöhnt werden. Elvis-Fan zu sein, ist wohl das Schönste, das man sich vorstellen kann. Keiner konnte so gut Alles singen, und das tat er für uns von den 50s bis heute.